Klettern an den Denti della Vecchia

Zusammen mit meiner treuen Stammgästin Daniela mache ich mich auf den Weg von der verregneten Deutschschweiz ins Tessin. Wir wollen Klettern und das schöne Wetter geniessen.

Die Entscheidung fiel auf die Denti della Vecchia, welche mit Dolomitfels, anders als im restlichen Tessin, aufwartet. Wir parken unterhab Cioascio und verfolgen den Wanderweg in ebendieses Dorf. An P. 1044 vorbei steigen wir den Wanderweg ins Gebiet.
Die Orientierung ist schwieriger als gedacht und eine italienisch sprechende Seilschaft verrät uns, an welchem Fels wir angekommen sind. Hier kommt man direkt beim „Spigolone“-Sektor raus. Wir wollten aber in den Sektor „Vajolet“, gehen also noch weiter auf, laut Topo, eingezeichneten Wegen, welche aber nicht erkennbar waren. Also praktisch weglos, ziemlich irritiert durch die vielen Felsen und Türme, finden wir dann das ersehnte Ziel.

Wir klettern die Kante über die Türme und die Kletterei ist viel zu schnell vorbei. Die Absicherung ist gut mit Bohrhaken als Zwischensicherungen und Standplätzen. Hie und da sieht man noch die alten Schlaghaken, welche von wilderen Zeiten erzählen könnten.
Abseilen können wir schliesslich vom obersten Standplatz direkt 45m Nordseitig überhängend bis zum Wanderweg zurück. Hier habe ich die Rapline dabei, dass wir die volle Länge runter kommen.

Wir haben noch nicht genug und statten noch den Klettergartenmässigen Sektoren „Badin“ und „Sasso del Gatto ovest“ einen Besuch ab und klettern noch einige Einseillängenrouten, wo Daniela nochmals den Vorstieg üben kann.

Den Tag schliessen wir auf der Terasse der Pairolohütte bei einem super Capuccino ab, bevor wir dann zum Auto und unserem Nachtlager aufbrechen.

Der nächste Tag beginnt um 8:00 Uhr morgens wo wir nach Kaffee und Frühstück bei bereits warmen Temperaturen losgehen. Heute wollen wir die klassische Route am „Spigolone“ klettern. nach 45 Minuten stehen wir am Einstieg und ich beginne zu klettern. Dolomitmässig steil geht’s los und die Verschneidung kurz vorm Stand wird sogar noch leicht überhängend. Die nächste Seillänge gestaltet sich etwas einfacher immer noch der Verschneidung folgend. Die 3. und unsere letzte gekletterte SL dieser Route beinhaltet ein Quergang, welcher auf die luftige Kante und weiter zum Standplatz führt. Der Quergang ist gut abgesichert, aber direkt nach dem Stand wäre ein Sturz für den Nachsteiger sehr unangenehm in die Verschneidung hinein.
Wir seilen über die „Direttissima“ ab, oben zuerst mit unserem 50m Einfachseil und beim zweitletzten Stand zücke ich wieder die mitgebrachte Rapline um direkt 50m Überhängend zum Boden abseilen zu können.

Wir machen eine Pause für den Körper und den Geist, da die Ausgesetztheit in dieser Tour (vorallem der Abseilerei), wenn man’s nicht gewohnt ist, schon ziemlich extrem ist.

Geklettert haben wir aber noch nicht genug und wir gehen noch zum Sektor „Scalinatella“, bei welchem wir aus Versehen in die falsche Route einsteigen und die Startseillänge sich für einen 3er doch ziemlich streng anfühlt, Daniela klettert diese aber nach kurzer Ratlosigkeit Sturzfrei und souverän hinterher. Wir lassen uns aber nicht beirren und klettern noch bis zum Ausstieg der „Improvvisazione“ bei super Wetter und schöner Umgebung, Die Kletterei bis hierhin war wirklich super. Hier wird nun schnell klar warum die Route diesen Namen hat. Ein Abseilen ist wohl möglich, gleicht aber eher einer Begehung durch unerforschten Urwald. Wir klettern also kurz weiter über die Felsen und durchsteigen dann am kurzen Seil gesichert den Botanikabschnitt, bis wir wieder an Felsen gelangen. Hier klettern wir am kurzen Seil einfach über die wunderschöne Dolomitstruktur bis auf die Gratkante und gelangen an die „Scalinatella“ und über diese an den Ausstieg aus der Route.
Grosse Turmwolken erheben sich nun bereits um uns herum und wir entscheiden Richtung Hütte abzusteigen und beim vorbeigehen noch einen Kaffee zu nehmen.

Im Abstieg hören wir dann die ersten Donner und beim Auto beginnt es zu regnen. Wir haben wohl alles richtig gemacht!;)

Fazit

Schöne Kletterei in erstaunlicher Umgebung in allen Graden. Am besten bedient sind aber auf jeden Fall Plaisirkletterer, wobei die Wegfindung (meist zum Fels/Route) nicht ganz einfach ist und z.T. auch die Absicherung weitere Abstände beinhalten können. Man sollte also den Grad schon solide klettern oder zusätzlich mobile Sicherungsmittel mitbringen und beherrschen können.

Zeit:
Geklettert werden kann hier vom Frühjahr bis zum Winter, solange kein Schnee liegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier auch gut im Winter für Winterbegehungen alpiner Grate trainiert werden kann. Laut Hüttengehilfin liegt hier im Winter meist sehr wenig Schnee und wer die Kälte nicht fürchtet oder sogar sucht kann hier auch im Winter klettern.

Material:
– Kletterausrüstung
– Entweder 50m Halbseile oder wie wir 50m Einfachseil mit Rapline für längere Abseilstellen (vielfach kann auch von den Türmen abgestiegen werden)

– Bezüglich Kletterführer fand ich den Plaisir Süd eigentlich total unbrauchbar, da man bei sonst schon vielen Felsen 0 Überblick hatte, wo man nun ist. Auch der SAC Ticino Führer fand ich nicht ideal, vorallem, da Wege eingezeichnet waren, wo man keine gefunden hat. Aber letzterer ist sicher die bessere Wahl, da wenigstens alle Sektoren und Routen aufgelistet sind

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