8.5.2020 Pizzo Tambo Nordgrat

Schon mehrmals stand ich auf dem Gipfel und jedes Mal fragte ich mich, wie und ob wohl der Nordgrat, den man den ganzen Aufstieg über sieht, auf den Piz Tambo geht. Kurzentschlossen habe ich am Abend meine 7 Sachen gepackt und mir diesen als Ziel für den nächsten Tag gesetzt. Im Sommer soll der Grat laut Internetberichten im Bereich T5 und II sein, sollte also wohl machbar sein mit ein bisschen Schnee und den Skiern auf dem Rücken.

Um 5:30 geht’s los am Zollhaus des Splügenpasses. Der Schnee ist am Start bereits sumpfig, ich hoffe es bessert sich noch. 200-300hm höher steige ich schon auf knallharter Unterlage meinem Ziel entgegen. Eine Stirnlampe habe ich heute nicht gebraucht, da es schon um 6:00 taghell war. Um 6:15 stehe ich unter dem Lattenhorn auf 2560mü.M. und ziehe das erste Mal die Felle von den Skiern. In dessen steiler Nordflanke geht’s zügig runter und nach Norden um dann im Tal bei 2450m.ü.M. wieder die Felle aufzuziehen. Hier hat es bereits grosse Nassschneeablagerungen, welche klar zeigen, dass bei weiterer Erwärmung die Schneedecke zu rutschen beginnt. Ich beeile mich, denn die Sonne brennt voll rein und ich quere unter sehr steilen sonnenbeschienenen Hängen durch um zum Sattel am Anfang des Nordgrates zu gelangen. Diese Idee verwerfe ich wieder als sich oberhalb von mir eine super Schneerinne auftut, mit welcher ich sowieso schon geliebäugelt hatte vor der Abfahrt, als ich sie sah.

Also schnallte ich die Skier auf den Rucksack und bewaffnet mit Steigeisen und Eisgeräten stapfe ich durch den bereits sumpfigen Schnee die Rinne hoch und dann rechts raus um an den grossen Gendarm anfangs des Grates zu gelangen. Diesen umgehe ich heikel (bei diesen Verhältnissen) auf der Ostseite und gelange oberhalb von demselben wieder auf den Grat. Nice, kann ja nur noch besser werden, denn der nächste Turm sieht auf der noch schattigen Westseite umgehbar aus. Dies geht sehr gut, auch wenn ein wenig im Bruch geklettert werden muss. Wenigstens ist der Schnee noch hart.
Den restlichen Grat überklettere ich eigentlich alle Stellen mal ein bisschen links und mal ein bisschen rechts. Die Wächten auf den flacheren Passagen machen das Ganze zu einem richtigen Abenteuer, da man nie den Kopf ausschalten darf.
Ich sehe den Gipfel im Nebel verschwinden und mache noch rasch ein Bild, als es kurz nochmals auf tut. Ich erwartete nicht, dass der Nebel wieder verschwinden wird. 10-15 Minuten später sehe ich ihn aber schon wieder, dummerweise scheint er immer noch gleich weit entfernt zu sein.
Der Grat ist viel länger als er wirkt und durch die andauernde Konzentration, den richtigen Weg zu finden und nicht mit einer Wächte einen Abgang hinzulegen, und die anstrengende Spurerei brauchen mich merklich.
Der Grat wird einfacher und die Wächten weniger, ich komme dem Gipfel näher, bis ich dann um 8:45 auf dem windigen Gipfel stehe.

Kurz ein Bild und runter geht’s den Ostgrat zum Skidepot des Normalwegs. Hier mache ich eine Pause, meine erste heute. ich esse was und trinke die halbe Flasche leer. Danach nehme ich die, in den oberen 900hm, perfekte Abfahrt unter die Skier um dann im Pflutsch unten noch zum Auto runterzuwürgen wo ich dann bereits 25 Minuten nach Beginn der Abfahrt ankomme. So schnell könnte es gehen!;)

Fazit

Sehr schöne und lohnende Grattour auf einen beliebten Skitourenklassiker. Die Skier werden über 600hm und 1.3km Distanz auf dem Rucksack getragen, wer dies also ungern tut dem sei von der Tour abzuraten. Allen anderen steht ein Tag in ausgesetzter Umgebung und variantenreicher Kletterei bevor, welche als alpinistisches Ziel sehr hochwertig ist! Der Nordgrat ist in Sachen Anspruch mindestens so schwierig wie die bekannten Skihochtourenklassiker im Wallis, Graubünden oder Berner Oberland.

Zeit:
Die beste Zeit um über den Nordgrat auf den Piz Tambo zu steigen ist wohl der Frühling, wenn der Schnee sich verfestigt hat und die Lawinengefahr nicht mehr ein allzu grosses Thema ist.

Meine Zeit:
5:30 Start Parkplatz
7:30 Start unterhalb des Nordgrates
8:45 Gipfel
9:30 zurück Parkplatz

Material:
– Skitourenausrüstung
– Steigeisen
– Eisgeräte (fand ich angenehm, mit Spur würde es auch gut mit 1 Pickel gehen)

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