Zusammen mit Sylvia und Sämi waren wir unterwegs in der Urner Region. Für den nächsten Tag war Föhn angesagt und wir entschieden uns, einen Versuch am Salbitschijen zu wagen. Ansonsten würde wir einfach umdrehen, da es dann sowieso überall regnet/stürmt.
Früh am Morgen starten wir vom Parkplatz unterhalb der Göscheneralp den Zustieg. Wir kommen sehr schnell voran und bei der Hütte trinken wir nochmals was und füllen die Flaschen.
Hie und da drückt ein wenig Nieselregen zu uns über die Berge aus dem Süden (Dies wird den ganzen Tag über so weitergehen). Kein Problem, die Felsen sind noch trocken und beim Zusteigen wird’s auch nicht kalt.
Wir entscheiden uns, die „Niedermann-Anderrüthi“ zu klettern, welche mit 14 Seillängen bis zum Zwillingsturmgipfel und Schwierigkeiten bis 6a aufwartet. Falls man noch auf den Gipfel weiter will, kommen nochmals 3 Seillängen im 4. und 5. Grad hinzu.
An der Wand angekommen kann ich es nicht mehr erwarten endlich loszuklettern und bevor die beiden bereit sind stehe ich schon einige Meter oben in der nassen, unangenehmen Verschneidung mit total eingefrohrenen Fingern. Shit! 😀
Naja, 2 mal Schütteln und weiter geht’s. Die nächsten Seillängen sind nicht allzu schwierig und um ein wenig Tempo zu machen, lasse ich Sämi jeweils Sylvia bis zum Stand nachsichern und ich klettere einfach die ersten paar dutzend Meter jeder Seillänge ohne Partnersicherung. (Dies ist nicht, wie man so eine Route begeht aber man muss sich immer den Verhältnissen und der eigenen Verfassung anpassen)
Zum Glück mache ich das so, denn Sylvia gibt mir bei Stand Nr. 6 oder 7 zu bemerken, dass wenn ich am Stand geblieben wäre und sie nachgesichert hätte, sie auf eine Umkehr beharrt hätte aufgrund der zu tiefen Temperaturen. Zu gut, haben wir uns seit 6-7 Seillängen nicht mehr gesehen! 😀
Sämi ist noch in Turnschuhen unterwegs Der erste Kontakt mit Sylvia nach dem Einstieg vor 6-7 Seillängen super Fels!!
Die Kletterei ist fantastisch, unglaublich gängig und einer total logischen Linie folgend. Die Schwierigkeitsgrade sind alle durchwegs passend. Ich mache weiter so schnell vorwärts beim Klettern wie’s nur irgendwie sicher geht. Wir brauchen im Team ca. 10-15 Minuten pro Seillänge, was ziemlich schnell ist. Bald kommt ein enger Kamin, welchen ich richtig sch**sse fand mit dem Rucksack. Einige Seillängen fliegen noch an uns vorbei und bald stehen wir am Gipfel der Zwillingstürme. Für mich steht eigentlich ausser Frage, was wir nun machen. Ich merke, dass die beiden sich nicht sicher sind, ob sie noch auf den Gipfel wollen, also übernehme ich die Entscheidung und nach kurzer Abseilerei rasen wir noch die 3 letzten Seillängen der Südgrat-Route bis zum Ausstieg.
Durch den „Geschwindigkeitsdruck“ habe ich leider im oberen Teil die Kamera total vergessen und keine Bilder mehr geknippst.
Der Abstieg vom Ausstieg der Route wäre eigentlich ziemlich einfach einem Weg entlang. Leider ist er eingeschneit und mehr als Turnschuhe haben wir auch nicht dabei (Einbussen für den Fast&Light Stil). Sämi fühlt sich wohl im Gelände und Sylvia nehme ich ans kurze Seil und schon bald stehen wir unter dem Berg auf dem Wanderweg, natürlich mit ziemlich nassen Schuhen. War alles nicht so schlimm wies zuerst aussah… 😉
Ziemlich gebraucht vom starken Wind und den kalten Temperaturen kommen wir wieder beim Auto an und freuen uns über die sehr gelungene, einsame Tour an solch einem bekannten Berg!
Einer meiner unvergesslichsten Tage, nicht wegen der Schwierigkeiten, der Felsqualität oder der Ausgesetztheit, sondern weil wir als Team sehr gut funktioniert hatten und wir trotz der Verhältnisse einen grandiosen Tag miteinander erleben durften.
die beste Seillänge der Route noch gehts ohne Daunenjacke aber bald schon kam sie (Daunenjacke) kurz vor dem Zwillingsturm zum Einsatz happy trotz nicht ganz idealen Verhältnissen auf dem Zwillingsturm
Fazit
Sehr schöne, anhaltende, alpine Klettertour entlang einer logischen Linie. Eine Grundabsicherung durch Bohrhaken ist gegeben, ein klettern mehrere Meter über den Haken im angegebenen Schwierigkeitsgrad muss man aber in Kauf nehmen, falls keine Friends mitgeführt werden.
Zeit:
Diese Route kann vom Frühling bis in den Herbst begangen werden. Man sollte sich vorher erkundigen über die Verhältnisse im Abstieg. Ansonsten gehören Bergschuhe und Steigeisen in den Rucksack, falls der Abstieg eisig oder verschneit ist.
Unsere Zeit:
Für die damalige Wettervorhersage haben wir genau die richtige Entscheidung getroffen, wobei eine gewisse Leidensfähigkeit und ein schnelles Vorankommen nötig war. Auch auf ein zusätzliches Absichern durch die von uns mitgeführten Friends habe ich aufgrund von Zeitersparnissen Verzichtet.
Die genaue gebrauchte Zeit kann ich nicht mehr sagen, wird aber etwas um 8-10 Stunden gewesen sein vom Parkplatz bis zurück zum Parkplatz. Vom Einstieg der „Niedermann…“ bis zum Zwillingsturmgipfel brauchten wir etwas mehr als 3h, was die Geschwindigkeit von 10-15min pro Seillänge bestätigt.
Material:
– 50m Halbseile
– 6-8 Expressschlingen
– evtl. kleiner Satz Friends (0.4 – 2)
– Helm
– Kletter- und Sicherungsmaterial