Nach der letzten Tour bin ich direkt nach Chamonix weiter gegangen und habe am nächsten Tag Philip in Martigny getroffen um dann nach Chamonix zurück zu gehen. Den eigentlichen Plan verwerfen wir aufgrund der Wettervorhersage und starten stattdessen gegen Mittag los in Richtung Aiguille du Midi. Bei der Mittelstation deponieren wir Zelt und essen und gehen dann weiter zum Einstieg vom Frendopfeiler.
Die Kletterei ist schön, im Genussbereich, die beiden 5c-Stellen kann man entweder technisch bewältigen und sind nicht allzu schwer. Da wir erst um 14:00 eingestiegen sind haben wir doch einiges an Druck, da wir nicht wissen wie weit es ist und wie lange wir dafür brauchen werden. Wir rasen die Kletterei nur so durch, alles simultan kletternd. Um 18:00 erreichen wir bereits den Pfeilerkopf, wo der Felsteil vorbei ist, und nur noch der Schnee/Eisausstieg wartet. Der Schnee ist unterdessen schon durchnässt und wir sind uns sicher, dass unsere Entscheidung, hier zu biwakieren richtig ist. Wenn wir damals schon gewusst hätten, dass wir durch den oberen Teil nur noch 1.5.2h brauchen würden hätten wir’s wahrscheinlich noch an diesem Tag durchgezogen. Anyway, das Biwak war unglaublich mit einem der schönsten Sonnenuntergänge, welche ich jemals in den Bergen erlebt hatte.
Der Biwakplatz war super und wir waren alleine hier. Ich schlief wie ein Gott, Philip hatte ein wenig kalt, da er nur den dünnen Sommerschlafsack dabei hatte.
Am nächsten Morgen sind wir bereits um 6:00 Uhr losgegangen, um den Schnee noch schön fest geniessen zu können. Wir haben die Felsbastion oben rechts umgangen, da wir am Abend links rum die ganze Zeit Steinschlag feststellen konnten. Geklettert sind wir auch hier wieder alles simultan mit super Zwischensicherungen in Form von Eisschrauben. Wie vorher erwähnt, sind wir dann bereits um 8:00 Uhr ausgestiegen.
Philip in einer der 5c-Stellen super Fels manchmal im Nebel gängiges Terrain angekommen bei unserem Biwakplatz gibt schlechtere Orte, um die Nacht zu verbringen wunderbarer Sonnenuntergang der nächste Morgen, Blick zurück zum Biwakplatz auf den Felsen dünne Schneeauflage mit super Eis darunter lässt uns schnell vorankommen Sonnenaufgang Tiefblicke garantiert nach Chamonix was für eine Szenerie bereits am Ausstieg
Den restlichen Tag haben wir uns ausgeruht, denn wir wollten am nächsten Tag noch die lange alpine Tour der Grands Charmoz und Grépon Überschreitung reinziehen.
Um 3 Uhr in der Früh ging der Wecker wieder und wir waren eingehüllt im Nebel. Naja, keine grosse Sache, die erste Stunde folgt man sowieso dem Wanderweg. Angekommen unterhalb des Rognon des Nantillons ist es immernoch stockfinster und wir klettern irgendwie durch nicht allzu schwieriges Gelände auf dessen Top, die Steigeisen haben wir nach dem unteren Gletscherstück nicht ausgezogen, da oben wieder ein Gletscherabschnitt folgt.
Es wird gerade Tag als ein Helikopter genau auf uns zu fliegt und wir waren etwas verwirrt, was jetzt los ist. Er überfliegt uns aber und holt eine Seilschaft an unserem Einstieg ab. Ich denke, sie wurden durch die Nacht im Abstieg überrascht und haben entschlossen nicht weiter abzusteigen. Sie sahen auf jeden Fall nicht verletzt aus.
Zurück zu unserer Tour: Wir steigen ins Charmoz-Grépon Couloir ein und verfolgen dieses etwa 250-300m (100m zu weit) und traversieren dann nach links und treffen am Burgener Crack (III laut Führer, min. 5a mit normaler Bewertung) wieder auf die Route und klettern der logischen Linie nach bis zum Gipfel der Charmoz.
Auf dem Rognon des Nantillons angekommen mit Blick zu unseren Zielen Philip im unteren Teil des Burgener-Cracks Philip folgt den oberen Teil des Burgener-Cracks dito bald auf dem 1. Gipfel zuerst nochmal um einen Gendarm diesen markanten Gipfel in Bildmitte habe ich in einem anderen Beitrag bereits beschrieben – Tour Ronde
Von hier klettern wir ab zwischen die beiden Gipfel und zum Ende des Charmoz-Grépon Couloir und steigen Richtung Grépon wieder auf. Hier begehen wir einige Routenfindungsfehler und büssen locker 1h-2h Zeit ein mit verschiedensten falschen Abseilern und Wiederaufstiegen. Einmal zurück auf der richtigen Route (man muss weiter wieder hoch klettern Richtung Grépon, bevor man die Gratkante wechselt) und gehen dann ohne Probleme bis zur Schlüsselstelle der Tour: Dem Mummery-Crack, dieser ist laut Führern mit 5b bewertet, aber ich denke sogar 6b ist hier eher eine harte Bewertung. Ich kämpfe mich auf jeden Fall den Offwidth hoch und bin froh über die Schlaghaken (fix) und Friends, welche ich legen kann. Wir klettern ziemlich Freestyle, denn das ewige Gratwechseln hier und überqueren da geht uns auf die Nerven und wir gelangen eigentlich alles auf der Nordseite bleibend ohne grössere Probleme zum Gipfel. Es ist nun 13:00 Uhr und es zieht bereits zu. Wir verbrauchen keine unnötige Zeit und seilen 1 mal nach Süden und 1 mal nach Westen ab und klettern dann ab in Richtung „Col des Nantillons“.
Beim riesigen eckigen Block auf dem Grat hat’s in Abstiegsrichtung rechts eine eingerichtete Abseilpiste, über welche man in 7 x 50m zum Nantillons-Gletscher abseilen kann. Dies funktioniert schnell und ohne Seilverklemmer o.ä.
Über die grosse Spalte direkt unterhalb des unangenehmen Seracs müssen wir bereits einen ziemlichen Sprung nehmen, da wir der Schneebrücke in diesem aufgeweichten Zustand nicht mehr trauen. Beim Rognon des Nantillons seilen wir uns nochmals einige Male ab bis wir wieder in einfacheres Gelände und über den bekannten Aufstiegweg zurück zu unserem Biwakmaterial gelangen.
Die majestätische Grandes Jorasses rechts im Bild Philip folgt den Mummery-Crack Ich sitze am Gipfel der Grépon und Philip macht die letzten Züge In der super eingerichteten Abseilpiste, das Wetter zieht zu
Fazit Frendopfeiler
Interessante Route mit abwechslungsreicher Routenführung. Ideal geeignet als Einstieg in längere und schwierigere Hochtouren.
Der einzige Störfaktor der Route ist wohl die nähe an zur Luftseilbahn auf den Gipfel der Aiguille du Midi.
Zeit:
Die beste Zeit um diese Route zu begehen ist im Frühsommer, wenn die Felsen schon trocken sind und oben noch möglichst viel Firn liegt. Später in der Saison ist der Ausstieg via Schnee/Eis stark Steinschlaggefährdet durch die Felsbastion gerade darüber.
Unsere Zeit:
!Da wir praktisch alles simultan kletterten und die Wegfindung perfekt war, würde ich diese Zeiten auf keinen Fall als Richtzeiten ansehen!
1h Mittelstation – Einstieg
4h Einstieg – Felspfeilerausstieg
2h Biwak – Gipfel
Material:
– 1 Satz Friends (0.3 – 2)
– Einige Expressschlingen
– 4 Eisschrauben
– 50m Einfachseil
– 2 Eisgeräte von Vorteil
Fazit Grands Charmoz – Grépon Überschreitung
Wunderbare und lange Überschreitung zweier Gipfel, welche man immer von der Bar in Chamonix sieht. Die Kletterei ist durchwegs interessant in guter Felsqualität und die Wegfindung ist anspruchsvoll. Ein gut eingespieltes Team und speditives Klettern ist Voraussetzung um hier durch zu kommen. Meist wird man in dieser Überschreitung die einzige Seilschaft sein, was den Abenteuerfaktor nochmals hebt. Eine der besten Gratüberschreitungen die ich gemacht habe.
Zeit:
Die Ideale Zeit für diese Tour ist auch der Frühsommer, wenn am Gletscher die Spalten noch gedeckt sind und ein schnelles Vorankommen unter dem Sérac gewährleistet ist. Ansonsten würde ich mich sehr unwohl fühlen, unter diesem grossen Balkon irgendwie noch improvisieren zu müssen. Die Felsen sollten trocken sein und stabiles Wetter ist Voraussetzung, da ein Rückzug zwar möglich aber Zeitraubend und objektiv eher gefährlich (Steinschlag im Charmoz-Grépon Couloir am Nachmittag) ist.
Unsere Zeit:
4h Biwakplatz bei der Mittelstation – Top Rognon des Nantillons
3h Top Rognon – Gipfel Grands Charmoz
4h Gipfel Grands Charmoz – Gipfel Grépon (grosser Zeitverlust wegen Wegfindungsfehler)
1h Abstieg via Abseilpiste auf den Glacier des Nantillons
2h-3h Zurück zum Biwakplatz
Material:
– 1 Satz Friends (0.3 – 2)
– Einige Expressschlingen
– 50m Einfachseil
– 50m Rapline (für den Abstieg, lohnt sich!;) )
– Standard Hochtourenausrüstung mit Pickel und Steigeisen