Wir sind wiedermal im Engadin, Peter und ich. Heute wollen wir die Neutour von Mäse Schenk angehen, welche er mitte Dezember Erstbegangen hat und welche ziemlich cool ausschaut.
Wir starten um 6:45 bei der Albigna-Bahn Talstation über den Wanderweg, zu Fuss, denn Schnee liegt wenig und der der liegt trägt uns sehr gut.
Zustand der Route bei unserer Begehung Topo der Route von Mäse Schenk
Wir kommen dank den guten Bedingungen schnell vorwärts und bereits 1 Stunde später stehen wir am Einstieg. Noch bin ich mir nicht sicher, ob das gehen wird, denn die Verhältnisse sehen eher trocken aus. Naja, wenn’s nicht geht kann man immer noch abseilen.
Guter Dinge steige ich ein und kurze Zeit später bin ich bereits am 1. Standplatz. Super Kletterei an unten ziemlich dünnem Eis und beim Aufschwung gut gesichert mit 13cm-Eisschraube und Fixkeil hoch. Zum Stand hin wieder sehr guter gefirnter Schnee abwechselnd mit Eis.
Den unteren Teil kann man gut im Fels absichern, nicht Sportklettermässig, die Placements sind aber bomber. Stürzen will man aber nicht in dieser Neigung!;)
Peter kurz vor dem Standplatz nach SL1
Ich starte in die 2. Seillänge zuerst in gutem Eis und dann ziemlich dünner Eisauflage. Links kann ich noch eine kurze (9cm) Schraube versenken und dann geht’s eigentlich schon zur Sache. Nach Rechts zurück in die logische Linie und hoch zum Überhang. Dieser wird mit dem Pickel im Gras und im Riss verklemmt überwunden und dann kann wieder eine solide Zwischensicherung gelegt werden. Im geneigteren Gelände hoch zum 2. Überhang, hier treffe ich auf eine Schnur welche von einer anderen Seilschaft zur Umkehr benutzt wurde. Klippen und weiter!;)
Am Überhang kann an der Ecke super mit dem 4er Friend abgesichert werden und mit einigen beherzten Zügen darum herum geklettert werden. Ich versenke noch einen Keil, der aber leider nicht lange bleibt wo er sollte. Naja, umkehren geht nicht, stürzen will ich auch nicht! Gewicht auf Pickel und Steigeisen verteilen, dann hält der Schnee schon, ein kurzes Abrutschen des Pickels kann ich mit einem erschreckten Ausruf überwinden, dann stehe ich am Standplatz. Was für eine Seillänge, psychisch und technisch anspruchsvolle Kletterei an Eis, Fels, Schnee und gefrorenem Gras.
Peter steigt die Länge zügig nach und ist auch begeistert von der Kletterei.
Blick vom Standplatz in die 2. Seillänge jetzt geht’s richtig los Blick vom Standplatz der 2. Seillänge zu deren Start Peter überkommt die Schlüsselstelle Kurz vor dem Stand nach dem 2. Dach
Es ist noch nicht vorbei also lasse ich nichts anbrennen und starte in die 3. Seillänge welche laut Topo noch mit M5 bwertet ist. Den kurzen Aufschwung direkt nach dem Stand habe ich unterschätzt und es braucht doch einiges an Überzeugung um diesen zu überwinden. Einfacher geht’s dann weiter zum nächsten Überhang der nach Links raus überwunden wird. Feinste Kletterei an Fels, Schnee und Gras erwartet hier den Wiederholer. Evtl. könnte es hier auch noch mehr Eis/Schnee im Riss links vom Überhang haben, welcher die Stelle ein bisschen vereinfacht. Nach gestreckten 60m komme ich am Stand an, welcher im linken Riss an Knotenschlingen und Sanduhr am Fels ist. Alles entspannt sich. Die Schwierigkeiten liegen hinter uns und Peter hat mir am Stand vorher zu verstehen gegeben, dass er die letzte Seillänge noch vorsteigen wird.
In Seillänge 3 kurz vor dem Dächli Bereits wieder am Standplatz von Seillänge 3
Als er am Stand ankommt, gebe ich ihm das Sicherungsmaterial und nach 50m Kletterei mit einer kurzen Stelle im M4-Bereich der Ruf: „Stand“.
Ich folge und wir sind beide happy diese coole Route geklettert zu haben.
Peter überkommt die letzte schwierige Stelle Happy am Top
Noch beim Abseilen die Nachricht von Mäse: „Erste Wiederholung!“ .
Eigentlich mache ich mir daraus meist nichts, freut mich aber irgendwie trotzdem doch sehr, dass wir eine so klasse Route als erste Seilschaft erfolgreich wiederholen durften!:D
Die Steilheit wird einem beim Abseilen über SL2 so richtig bewusst
Fazit
Abwechslungsreiche, abgelegene und anspruchsvolle Mixed-Klettertour. Alles Clean ausser Standplätze an Schlaghaken, Keilen und Seilstücken. 2 Fixkeile jeweils 1 in SL1 und SL2 (dem in SL2 würde ich nicht einen Sturz anvertrauen!;) )
Hut ab dem Erstbegeher Mäse Schenk. Es braucht einiges an Mut und Selbstvertrauen, ohne Bohrmaschine so etwas erstzubegehen, ohne dass man weiss, ob und wann man wieder einen soliden Standplatz bauen kann.